Kompass Kompass Kompass

Arbeiten im Ruhestand: Chancen, Risiken und praktische Tipps für Sie

  • Lesezeit ca. 5 Minuten
  • |
Eine ältere Frau sitzt im Büro und blickt nachdenklich aus dem Fenster

Viele Rentner fragen sich: "Soll ich trotz Rente weiterarbeiten?" Die Antwort darauf ist individuell und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Während einige den Kontakt zu Kollegen und die Routine vermissen, suchen andere eine finanzielle Aufbesserung. Doch lohnt sich der Rentnerjob wirklich? Und welche Stolperfallen gibt es? Wir geben Ihnen einen Überblick, damit Sie die richtige Entscheidung treffen können. Zusätzlich erfahren Sie, wie Sie die besten Arbeitsmöglichkeiten finden und Ihre Finanzen optimieren.

Rente bedeutet nicht zwangsläufig Stillstand. Viele Menschen möchten sich auch im Alter weiter einbringen, sei es aus Freude an der Arbeit oder um ihre Finanzen zu stärken. Dabei stellen sich aber oft Fragen: "Was passiert mit meinen Steuern?", "Wird meine Rente gekürzt?" und "Welche Jobs kommen infrage?"

Warum arbeiten im Ruhestand?

Die Gründe für eine Beschäftigung nach Renteneintritt sind vielfältig. Oft spielen finanzielle Aspekte eine Rolle. Die gesetzliche Rente reicht bei vielen nicht aus, um den gewohnten Lebensstandard zu halten. Mit einem Nebenjob können Sie Ihre Einnahmen erhöhen und sich kleine oder große Wünsche erfüllen. Doch auch sozialer Kontakt und das Gefühl, gebraucht zu werden, sind wichtige Motivatoren. Ein weiteres Plus: Arbeit hält geistig und körperlich fit, was langfristig die Lebensqualität steigert. Studien zeigen, dass beruflich aktive Rentner oft zufriedener und gesünder sind.

Regelungen zu Steuern und Abgaben

Verdienen Sie mehr als den steuerlichen Grundfreibetrag (aktuell 12.096 Euro pro Jahr), müssen Sie Ihre Einkünfte versteuern. Auch Renteneinkünfte können durch den Hinzuverdienst höher besteuert werden. Dabei werden alle Einkünfte zusammengerechnet, um den zu versteuernden Betrag zu ermitteln. Ein Beispiel: Liegt Ihre Jahresrente bei 15.000 Euro, sind 60 Prozent steuerpflichtig (9.000 Euro). Verdienen Sie zusätzlich 6.000 Euro, ergibt das ein Gesamteinkommen von 15.000 Euro. Da dies den Grundfreibetrag übersteigt, müssen Sie Steuern zahlen.

Altersentlastungsbetrag

Vergessen Sie nicht, auch mögliche Freibeträge wie den Altersentlastungsbetrag oder Werbungskosten geltend zu machen, um Ihre Steuerlast zu reduzieren. Der Altersentlastungsbetrag ist ein Steuerfreibetrag im deutschen Einkommensteuerrecht. Er steht Steuerpflichtigen zu, die das 64. Lebensjahr vollendet haben und steuerpflichtige Einkünfte erzielen, die nicht aus Renten stammen. Der Freibetrag soll die Steuerlast älterer Menschen reduzieren und ist insbesondere relevant für Einkünfte aus Kapitalvermögen, Vermietung und Verpachtung oder Gewerbebetrieb. Die Höhe des Betrags ist abhängig vom Geburtsjahrgang und dem zu versteuernden Einkommen. Der Altersentlastungsbetrag ist ein Prozentsatz der steuerpflichtigen Einkünfte bis zu einem Höchstbetrag.

Hier sind einige Beispiele für die Höhe des Entlastungsbetrags:

Geburtsjahr
64. Lebensjahr vollendet in
Altersentlastungsbetrag der Einkünfte
Höchstbetrag
1958
2022
14 %
665 Euro
1959
2023
13,6 %
646 Euro
1960
2024
13,2 %
627 Euro
1961
2025
12,8 %
608 Euro

Regelungen zur Krankenversicherung

Wer hauptberuflich arbeitet, zahlt zusätzliche Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung. Diese Beiträge werden in der Regel als Prozentsatz des Bruttoeinkommens berechnet, wobei die Beitragsbemessungsgrenze eine Obergrenze für die Berechnung darstellt. Ein Beispiel: Wenn Sie monatlich 3.000 Euro verdienen und die Beitragsbemessungsgrenze bei 5.512,50 Euro liegt (Stand 2025), zahlen Sie Krankenversicherungsbeiträge nur auf die 3.000 Euro. Für bestimmte Berufsgruppen oder bei einem Minijob können jedoch Ausnahmen gelten, die Sie individuell prüfen sollten. Als Rentner im Minijob bleiben Sie von diesen Abgaben verschont.

Trotzdem sollten Sie die langfristigen Auswirkungen auf Ihre Krankenversicherungsbeiträge im Auge behalten. Beispielsweise kann ein höheres Einkommen dazu führen, dass Sie nicht mehr als freiwilliges Mitglied in der Krankenversicherung der Rentner (KVdR) gelten, sondern in die reguläre freiwillige Krankenversicherung wechseln müssen. Dies kann zu höheren Beiträgen führen, da hier das Gesamteinkommen als Berechnungsgrundlage dient. Zu den einbezogenen Einkommensarten zählen neben der gesetzlichen Rente auch Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung, Kapitalerträge sowie Einkünfte aus selbstständiger oder nichtselbstständiger Arbeit. Diese Breite der Berechnungsgrundlage kann die monatlichen Kosten erheblich beeinflussen.

Welche Jobs kommen infrage?

Viele Arbeitgeber schätzen die Erfahrung älterer Arbeitnehmer, da sie oft durch Zuverlässigkeit, umfassendes Fachwissen und eine hohe soziale Kompetenz punkten. Beliebt sind unter anderem folgende Tätigkeiten:

Minijobs

Mit einem Einkommen von bis zu 556 Euro im Monat bleiben Sie steuerfrei. Diese Tätigkeiten sind zudem ideal für Rentner, da sie oft weniger belastend sind und in Bereichen wie Handel, Kundenservice oder leichten administrativen Aufgaben angeboten werden.

Selbstständige Tätigkeiten

Arbeiten Sie als Berater oder Übersetzer, profitieren Sie von flexiblen Arbeitszeiten. Auch kreative Berufe wie das Schreiben von Texten oder Fotografie sind beliebt. Selbstständigkeit kann zudem steuerliche Vorteile bieten.

Ehrenamtliche Tätigkeiten

Hier erhalten Sie oft eine steuerfreie Aufwandsentschädigung von bis zu 840 Euro jährlich. die steuerfrei ist. Gleichzeitig leisten Sie einen wertvollen Beitrag zur Gesellschaft. Besonders im sozialen oder kulturellen Bereich gibt es viele Möglichkeiten.

Teilzeitjobs

Diese bieten sich an, wenn Sie mehr verdienen möchten und bereit sind, Steuern zu zahlen. Beispiele sind Anstellungen in Bildungseinrichtungen oder im Gesundheitswesen. Teilzeitstellen bieten oft feste Strukturen und Sicherheit.

Digitale Tätigkeiten

Online-Arbeiten wie virtuelle Assistenz, Social-Media-Management oder das Testen von Webseiten bieten viel Flexibilität und können bequem von zu Hause aus erledigt werden. Gerade digitale Jobs haben in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen.

Die Schattenseiten beachten

So sinnvoll der Rentnerjob auch sein mag, es gibt auch Risiken:

Arbeitsbelastung

Überlegen Sie gut, ob Ihre Gesundheit den Anforderungen gewachsen ist. Achten Sie darauf, dass Stress und körperliche Belastung nicht zu hoch werden. Machen Sie regelmäßig Pausen und achten Sie auf Warnsignale Ihres Körpers.

Rentenkürzung

Besonders Frührentner müssen darauf achten, die Hinzuverdienstgrenzen nicht zu überschreiten, da sonst empfindliche Kürzungen drohen. Berechnen Sie Ihre Einnahmen sorgfältig, um unliebsame Überraschungen zu vermeiden. Während es bei der Regelaltersgrenze keine Hinzuverdienstgrenzen mehr gibt, liegt diese bei teilweiser Erwerbsminderung bei 19.661 Euro und bei voller Minderung bei mindestens 39.322 Euro jährlich.

Zeitmanagement

Stellen Sie sicher, dass Sie weiterhin Zeit für Familie, Hobbys und Erholung haben. Ein gut geplanter Alltag sorgt für ein ausgeglichenes Leben. Nutzen Sie Kalender oder Apps, um Ihre Zeit effektiv zu organisieren.

Bürokratie

Je nach Art der Tätigkeit kann der Verwaltungsaufwand hoch sein, beispielsweise bei einer selbstständigen Tätigkeit. Informieren Sie sich frühzeitig über notwendige Anmeldungen und Steuerpflichten.

Praxis-Tipps für den erfolgreichen Wiedereinstieg

Lassen Sie sich von der Deutschen Rentenversicherung oder einem Steuerberater beraten, bevor Sie eine Entscheidung treffen. Diese Experten können Ihnen individuelle Ratschläge geben und steuerliche Optimierungen aufzeigen. Erzählen Sie Freunden oder ehemaligen Kollegen von Ihrem Vorhaben. Viele Jobs entstehen durch persönliche Kontakte. Auch Online-Plattformen wie LinkedIn oder Xing bieten gute Chancen. Lokale Netzwerke wie Stammtische oder Vereinsarbeit können ebenfalls hilfreich sein.

Wählen Sie eine Tätigkeit, die Ihnen Freude bereitet und Ihre Stärken nutzt. Achten Sie darauf, dass der Job mit Ihrem neuen Lebensabschnitt kompatibel ist. Setzen Sie sich erreichbare Ziele, um Motivation und Zufriedenheit zu erhalten.

Arbeiten Sie idealerweise in einer Position, die Ihnen die Freiheit gibt, Ihre Arbeitszeit selbst zu bestimmen. So können Sie spontaner auf private oder gesundheitliche Anforderungen reagieren. Flexible Modelle sind vor allem bei digitalen Jobs häufig.

Nutzen Sie kostenlose oder günstige Fortbildungsangebote, um Ihre Qualifikationen aufzufrischen. Plattformen wie die Volkshochschule (VHS), Coursera oder Udemy bieten zahlreiche Kurse in Bereichen wie digitale Kompetenzen, Sprachen oder Management. Das gibt Ihnen einen Vorteil auf dem Arbeitsmarkt.

Gut informiert durchstarten

Arbeiten trotz Rente kann sich für viele Menschen lohnen – sei es finanziell, sozial oder emotional. Wichtig ist jedoch, dass Sie sich im Vorfeld gut informieren und die Rahmenbedingungen kennen. Mit der richtigen Planung und einem klaren Ziel vor Augen können Sie Ihren Ruhestand nicht nur finanziell aufwerten, sondern auch aktiv gestalten. Denken Sie daran: Der Rentenalltag ist, was Sie daraus machen! Ein ausgewogener Mix aus Arbeit, Freizeit und sozialen Kontakten sorgt dafür, dass dieser Lebensabschnitt zu einer der besten Zeiten Ihres Lebens wird. Nutzen Sie Ihre Chance, neue Herausforderungen anzunehmen und gleichzeitig den Genuss des Ruhestands voll auszukosten.

Dieser Ratgeber hat Ihnen gefallen?

Dann freuen wir uns über eine Bewertung!

Ø 4,4 / 5 Sternen aus 36 Meinungen
Älteres Ehepaar betrachtet gemeinsam einen Laptop.

Immer auf dem Laufenden!

Unser Newsletter

Mehr zu diesem Thema: